Freitag, 13. Januar 2012

Schubladendenken

Fixed gear, fixed gear freestyle, trackbike,....na, Unterschied bekannt? Nun ja, wenn nicht, will ich hier mal für Klarheit sorgen.






 


 
Dann kann ich auch gleich mal über deren Entstehung und eventuelle Zukunftsaussichten sinnieren. Wenn man so will, ist dies also die Fortsetzung meines Eintrages vom Oktober, in dem es um die Anfänge ging. Jetzt geht es also ein bisschen um Gegenwart und Zukunft.
Zur Erinnerung: Noch in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war ein starrer Gang auch bei Straßenrennen noch völlig normal. Der eigentliche Radrennsport ist auf der Bahn geboren worden, wo man noch heute mit starrem Gang und ohne Bremsen fährt, einfach weil es sowieso nur eine Richtung gibt: nach vorne, und das möglichst schnell.
Mit der Verbesserung der Technik ist es natürlich auch obsolet geworden, starre Gänge bei Straßenrennen zu fahren, dementsprechend hat sich fixed gear auch weitestgehend auf die Bahn beschränkt. Bis in den Neunzigern einige Kuriere und Puristen darauf kamen, das ganze wieder auf die Straße zu bringen. Diesmal allerdings nicht für Überlandrennen, sondern  für schnelle, wartungsarme, urbane Fortbewegung. "Nach vorne, und das möglichst schnell" gilt ja schließlich auch für Fahrradkuriere. Über diese Entwicklung habe ich schon vorher geschrieben, nun will ich ein paar Worte über die weitere Entwicklung verlieren.
Inzwischen findet man Fixed Gear nicht nur auf der Straße, sondern auch nebendran, nämlich da, wo sich vorher vor allem Skateboard und BMX getummelt hat.
Ich denke, angefangen hat das ganze ungefähr bei dem, was man schon im Mash Video in einigen Momenten gesehen hat: ein paar Leute haben mit Barspins, akrobatischen Skits oder Trackstands rumgetrickst. Mit der Zeit wurde das immer mehr, und man fing auch an, mal die ein oder ander Stufe mit dem Fixie zu springen.


Nun haben Bahn- und andere Rennräder ja nicht die Eigenschaft, die stabilsten zu sein. Wenn man also diese Trickser-Richtung weiterverfolgt, dann ist es wohl sinnvoll, die Räder für diesen Zweck widerstandsfähiger zu machen. Auch damit solch grandiose Fehlschläge zukünftig vermeidbar sind:


Wenn man mal zurückschaut, wie das beim Skaten, Snowboarden oder BMX war, dann erkennt man Leute, die angefangen haben bekannte Geräte auf unbekannte Terrains zu übertragen. Die ersten Skater waren Surfer, die bei wenig Wellengang halt auf den Straßen gefahren sind, die ersten BMXer haben sich kleine, stabile Räder zusammengeschraubt, um damit Offroad-Rennen zu fahren. Ähnlich ist das wohl auch hier geschehen. Welcher Zweck dahinter steht und ob der reicht, diese Bewegung am Laufen zu halten, dazu will ich später noch einige Worte verlieren.
Ich finde, diese ganze Entwicklung ist relativ schnell von Statten gegangen. Ruck Zuck war man bei den fixed gear freestyle Rädern, wie sie jetzt verkauft und benutzt werden.


Ich glaube, auch das Internet und die dadurch beschleunigte Verbreitung (pop-)kultureller Phänomenen hat dazu beigetragen, dass das so schnell ging. In Deutschland und wohl auch Europa sieht man davon noch nicht allzu viele aktiv auf den Straßen rumrollen, und ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob das noch passieren wird. Allerdings muss ich an dieser Stelle anmerken, dass zumindest im Denken der Szene (wenn es so etwas denn gibt), schon eindeutig zwischen zwei Kathegorien unterschieden wird: vor einiger Zeit bin ich in einem Foum darauf hingewiesen worden, dass es wohl nun "Track Bike" hieße, wenn man die rennradähnliche Fortbewegung meint, und "Fixie" nur noch dann, wenn man die Trickser meint...
Um meine Bedenken hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit zu erläutern, muss ich vorher etwas dazu sagen, was jemanden verleiten könnte, auf ein Starrgangrad zu steigen und darauf BMX-mäßig durch die Gegend zu fahren. 
Neue Sportarten entstehen immer dann, wenn sich jemand entschließt, Dinge, die für einen bestimmten Gebrauch gemacht sind, auf eine andere Benutzung zu übertragen. So war es ja auch hier. Üblicherweise eröffnen sich dadurch ganz andere Möglichkeiten – man vergleiche nur mal Surf- und Snowboard. Ich muss sagen, bei FGFS sehe ich dies Evolution nicht so ganz. Es sieht so aus, als bestünde die große Herausforderung, Fixies zum Tricksen zu benutzen vor allem darin, dass es schwerer wird. Einige wenige Male sieht man jemanden, der z.B. Grind-Skid Kombinationen macht oder den Starrgang nutzt zum Pirouetten drehen und damit das Trickpotential eines starren Ganges nutzt. Aber generell habe ich das Gefühl, FGFS ist (zumindest im Moment) da, wo BMX vor 10 Jahren war, macht also nicht viel neues. Ich denke das ist es auch, was FGFS letztendlich davon abhält, das nächste Skateboarding zu werden. Einen Tom Lamarche etwa schau ich mir trotzdem gerne ab und zu an (obwohl ich mich frage, ob er auf einem BMX nicht noch besser wäre).
Und im Endeffekt liegt es mir natürlich fern, Leuten vorzuschreiben, wie sie Spass auf einem Rad haben sollen.
Da einige das aber tun, muss ich also nun mein Fixie „Bahnrad“ oder „Trackbike“ nennen, um kredibil zu bleiben. Denn das ist dann jetzt die andere Schublade. Nicht nur das urbane Radeln hat dadurch einen Aufschwung erfahren. Während der traditionelle Bahnsport in seinem Geburtsland England immer recht populär war (man denke nur an den großartigen Graeme Obree), spielte diese Spielart eigentlich immer nur die zweite Geige im Rennradsport. In der fixed gear Szene beginnt man sich jetzt nicht nun auch für die traditionellen Versionen, also Radrennsport und Bahnrad zu interessieren.




Man kann also schon behaupten, der Sport hat sich „spezialisiert“, ähnlich wie das auch bei Skate- und Longboard passiert ist. Ich glaube trotzdem, dass man mich noch versteht, wenn ich von meinem „Fixie“ rede und damit nicht meine, dass darauf durch die Gegend hüpfe.

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